Worum geht es?
Caroline steht mitten im Leben, lebt mit Tochter Mascha und ihrem Lebensgefährten Robert, der als erfolgreicher Anwalt tätig ist, in Köln. Die kleine Patchwork-Familie lebt ein ganz normales Leben, bis Caroline nach dem Tod ihrer Mutter zur Beisetzung in das kleine Nest Riebenau in Thüringen gerufen wird. Caroline kommt so einem schwarzen Fleck in ihrer Lebensgeschichte nahe, denn seit ihrem siebten Lebensjahr wuchs sie als Waise in einem bayrischen Kinderheim auf. Ihre Eltern nicht kennend, von der Mutter verstoßen gefühlt, hatte sie sich mit dem Leben ohne Erinnerungen an ihre Kindheit arrangiert. Doch am Tag der Beisetzung ihrer Mutter beginnt für Caroline eine aufregende Jagd nach der Wahrheit über sich selbst und ihre leibliche Familie.
Das fiktive Kaff Riebenau liegt unmittelbar an der thüringisch-bayrischen Landesgrenze und scheint in der Zeit stehengeblieben zu sein. Wir schreiben das Jahr 1993. Der Mauerfall liegt drei Jahre zurück. Doch hier erinnert noch alles an die Zeit, als der Landstrich noch zum Staatsgebiet der DDR gehörte. Außerdem geben sich die Einwohner von Riebenau mehr als merkwürdig und der vom Dorf aus sichtbare Berg mit Antennenmasten auf seinem Gipfel, birgt ein fürchterliches Geheimnis, dass von den Dorfbewohnern auch drei Jahre nach dem Abzug der russischen Besatzer noch sorgsam gehütet wird. Was hat es mit dem schwarzen Berg auf sich?
Caroline möchte außerdem mehr über ihre verstorbene Mutter erfahren. War sie wirklich solch eine Rabenmutter, dass sie Caroline schon zu Kinderzeiten verstoßen hat? Oder gibt es andere Gründe für den schwarzen Fleck in Carolines nicht vorhandenen Erinnerungen an ihre Kindheit? Schnell wird Caro klar, dass dieses Dorf und ihre Einwohner etwas zu verbergen haben und ihre Gastgeberin Sibylle ein falsches Spiel spielt. Wer war Carolines Mutter wirklich? Und was geschah damals mit ihrem Bruder (und ihrem Vater), von dessen Existenz Caroline kurz nach dem Eintreffen in Riebenau erfährt?

Genre: Mystery-Thriller
VÖ: 06/2021 Gehört: 11/2022

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Meine Meinung zum Hörspiel:
Die sonst als Ulknudel und Comedian bekannte Caroline Kebekus agiert nicht nur als Sprecherin in der Hauptrolle der Caroline Jaspers, sondern gleichzeitig auch als Erzählerin, die in der personalen Ich-Form erzählt und die Erlebnisse anderer in der Dritten Person schildert. Das “Experiment”, Kebekus hier auf beiden Positionen zu besetzen, ist durchaus gelungen. Denn Caroline Kebekus überzeugt nicht nur durch ihr großes Talent, die Stimmungen und Gefühlslagen als Sprecherin der Caro Jaspers außerordentlich gut transportieren zu können. Auch ihre Qualitäten als Erzählerin vermitteln einen sehr authentischen und realitätsnahen Eindruck der Geschichte. Doch nicht nur sie läuft hier zu einer sprecherlichen Höchstleistung auf. Auch die anderen Mitwirkenden, allen voran Stefan Kaminski als Dorfpolizist Christian und Manon Straché als Sibylle sind absolut herausragend in ihren Rollen als thüringische Dorfbewohner, mit stets überzeugend gesprochenen Dialekten, die dennoch sehr gut zu verstehen sind.
Ein weiterer erwähnenswerter Punkt ist die tolle Umsetzung der Atmosphäre durch das gekonnte Einsetzen von Sounds und Geräuschen, obwohl das Hörspiel fast komplett ohne Musik auskommt. Kurze Soundsequenzen und die geschickt eingebrachten Hintergrundgeräusche und Handlungsgeräusche der Sprecher (da wird das Schlucken des Kaffees zum Ausdruck einer Gedankenpause!) reichen vollkommen aus, um dem Werk die Aufmerksamkeit und Spannung zu verleihen, die es verdient.
Besonders gekonnt empfinde ich auch die zunächst parallel verlaufenden Handlungsstränge in der Geschichte (der aufmerksame Lesende wird dies oben in der Einleitung bemerkt haben!), bestehend aus der realen Situation um Carolines Familienschicksal und den mysteriösyen Ereignissen im schwarzen Berg (daher Mystery-Hörspiel). Die Produzenten verschmelzen die beiden Ebenen mit zunehmender Zeit miteinander, soass sich aus der Geschichte ein hochspannendes Hörspiel um eine Familientragödie zu Zeiten der Deutsch-Deutschen Wiedervereinigung entwickelt.
Fazit:
Der schwarze Berg ist ein packendes und berührendes Hörspiel über eine Fluchtgeschichte aus der DDR und einem wahnsinnigen Experiment zu Zeiten des kalten Krieges. Die Authentizität und Umsetzung ist den Machern gelungen und macht das Hörspiel für mich zum Geheimtipp des Jahres!