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Leseprobe:

Eine Pilgerwanderung auf dem Camino Francés

An dieser Stelle möchte ich Dir zwei Auszüge aus meinem Buch als exklusive Leseprobe zur Verfügung stellen. Den “Blick ins Buch” und damit eine Vorschau der ersten Seiten des Buches kannst Du wie üblich über die Amazon-Webseite aufrufen. Wenn Dir mein Buch gefallen hat, freue ich mich natürlich immer über Rückmeldungen. Du kannst mein Buch sehr gerne auf Amazon rezensieren oder Deine Meinung und Eindrücke als Kommentar auf dieser Seite posten. Und jetzt wünsche ich Dir viel Spaß bei den folgenden Zeilen:

Auszug aus Kapitel 2: Villavante nach Valdeviejas

Wenige hundert Meter später erreichen wir den Bergrücken, an dem das steinerne Kreuz des Santo Toribio steht. Von hier aus hat man einen wundervollen Ausblick auf die Tiefebene, in der Astorga mit seiner Kathedrale und dem ein wenig wie im Märchen anmutenden Gaudi-Palast eingebettet liegt. Der Ausblick ist wirklich fantastisch, und in der Ferne zeichnen sich die Berge der Montes de León ab, die ich in ein bis zwei Wandertagen erreichen werde. Dort wird das Gelände unwegsamer und ich denke daran, bis jetzt noch keine Gehhilfe in Form eines Pilgerstabs zu haben, der im Gelände hilfreich sein kann. Den recht steilen asphaltierten Hang herunter schreitend, fällt uns schon bald eine Auseinandersetzung zwischen einem Mann und der ´Guardia Civil´, der spanischen Polizei, auf. Der Mann, der wie ein Wegelagerer ausschaut und sich auch so benimmt, hat sich am Wegesrand an einer Bank postiert. Einen Haufen Steine hat er sich auf der Sitzfläche zurechtgelegt, ein jeder gerade so groß, dass er ihn mit einer Hand fassen könnte, um ihn den Gesetzeshütern entgegenzuschleudern. Seiner rauen Stimme nach zu urteilen hat er die Stimmbänder regelmäßig mit Alkoholika geölt, was auch dem aktuellen Gemütszustand des Mannes anzumerken ist. Mit wilden Gesten und nicht zu interpretierenden spanischen Schimpfwörtern macht er den Polizisten unmissverständlich klar, dass diese sich ihm bloß nicht nähern sollten. Jedes Mal, wenn die Ordnungshüter einen Schritt nach vorne setzen und die virtuelle Sicherheitslinie des Wegelagerers überschreiten, nimmt dieser einen der Steine in seine rechte Hand und droht mit einem Feuerwerk verbaler Tiraden, das Wurfgeschoss in Richtung der Beamten abzufeuern. Die Polizisten scheinen hilflos, denn nach jedem Schritt, den sie nach vorne setzen, folgen zwei Schritte rückwärts.

Wir verlangsamen unsere Schrittfrequenz, bis wir in sicherer Entfernung kurz stehenbleiben, um die Situation besser beurteilen zu können. Was sollen wir tun? Hierbleiben und dem Schauspiel zusehen, bis die Situation eskaliert oder sich durch das Eingreifen der Polizisten entspannt? Oder sollen wir es wagen, in Tuchfühlung an dem offensichtlich stark betrunkenen Mann vorbeizugehen? Als ob ich meine Frage laut gestellt hätte, dreht sich der Trunkenbold plötzlich um. Er schaut uns kurz an und ruft uns in der Manier und Stimmlage eines vollbärtigen Seeräuberkapitäns „PEREGRINOS! VENGA, VENGA!“ entgegen. Dann winkt er uns mit auffordernden Gesten an sich vorbei.

So ist der Weg frei nach San Justo de la Vega, dem Vorort von Astorga, an dem sich die Wege von mir und den beiden Pilgerinnen wieder trennen. Sie biegen in ein Geschäft ab, während ich unbeirrt dem Straßenverlauf durch das Dorf folge.

Auszug aus Kapitel 5: Molinaseca nach Pieros

Dicke Regentropfen schlagen auf das Dachfenster über meinem Schlafplatz. Schon in der Nacht hatte es immer wieder angefangen zu tröpfeln. Die anderen Mitbewohner des Zimmers für diese Nacht scheinen noch zu schlafen. Ich fühle mich fit. Könnte meinen Rucksack packen und losmarschieren. Doch ich warte noch etwas, bis sich auch anderswo im Zimmer jemand bemerkbar macht. Es dauert nicht lange, bis auch die anderen erwachen und langsam damit beginnen, in ihren Rucksäcken rumzukramen und die ersten Vorbereitungen für den Aufbruch zu treffen. Als die Vorhänge zur Seite gezogen werden geben die Fenster den Blick auf eine dicke, dunkle Wolkenwand frei, die tief über den Hügeln liegt. Welch ein Kontrast zu dem herrlichen Frühlingstag, den ich gestern Abend noch mit Mary und Kent am Flussufer in Molinaseca ausklingen ließ. In einem Restaurant gab es ein Pilgermenü für neun Euro. Eine üppige Mahlzeit mit Vorspeise, Hauptgericht und Dessert nach Wahl, dazu Vino Tinto ´all you can drink´ und ein herrliches Flair direkt am Ufer des Rio Meruelo. Direkt unterhalb des Restaurants ist der Fluss an einer Staumauer aufgestaut. Ein kleines Naturfreibad lädt zur Erfrischung in dem kühlen Nass ein. Trotz des recht warmen Frühlingswetters war niemand im Wasser zu sehen. Schwimmen gingen wir nicht, dafür zogen wir drei uns die Schuhe aus und die Hose bis an die Oberschenkel nach oben. Während unser Essen zubereitet wurde wagten wir uns knöcheltief in das saukalte Wasser des Flusses. Für unsere geschundenen Füße aber war es genau das richtige und scheinbar die beste Therapie, um die müden Füße wieder fit zu bekommen.

Als wir zurück an unseren Tisch kehrten tranken Mary und Kent erst einmal ein leckeres Gläschen Rotwein. Ich selbst hatte es vorgezogen, erst einmal eine große Karaffe Wasser und ein großes Bier zu bestellen. Der Tag hatte mich ganz schön geschlaucht und nach einem prüfenden Blick von Mary und ihrer Hand auf meiner Stirn, war sie der Meinung, ich hätte vielleicht leichtes Fieber und mir am Tag in den Bergen einen leichten Sonnenstich geholt? Möglich, denn auf der gesamten Tagesetappe in den Montes de León hatte ich nicht mehr als einen Liter Wasser getrunken. Doch nachdem ich die Karaffe Wasser und das große Bier geleert hatte ging es mir schon wieder besser und wir konnten den Abend mit guter Laune und dem köstlichen Pilgermenü ausklingen lassen. Barfuß lief ich danach zurück zur Herberge, durch die Altstadtgässchen und entlang der Hauptstraße. Molinaseca ist ein schmuckes Städtchen, das mit seinen engen Gässchen, den winzigen Balkonen an den Häusern und den schmuckvollen Verzierungen an Wänden und Eingängen ein wenig den Anschein erweckt, als befände man sich in einer mexikanischen Kleinstadt.

Von den Anstrengungen des Vortages verspüre ich nun nichts mehr. Die Erschöpfung ist einer neuen Aufbruchstimmung gewichen, denn die moderne Unterkunft der vergangenen Nacht passt so gar nicht in die Welt, die ich in den letzten drei Tagen durchquert habe. Das Frühstück lasse ich ausfallen und damit auch Mary und Kent hinter mir, die sich für die heutige Etappe noch bei Weißbrot, Marmelade und Kaffee stärken möchten.

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